tokio
Nirgendwo hat Wohlstand ein fremderes Gesicht als in Tokio. Nur die Ginza, eine der legendärsten Einkaufsstraßen der Welt, sieht halbwegs so aus wie die meisten Nobel-Shoppingmeilen rund um den Erdball. Und die Luxus-Golfplätze, mit Aufnahmegebühren bis zu 1,5 Millionen Dollar, sind genauso grün und gepflegt wie in anderen Wohlstands-Oasen auch. Diese Episode der Dokumentarreihe Mondän! begibt sich auf eine Reise in einen Luxusort der Extraklasse, in eine Stadt mit ganz besonderer Kultur und Lebensweise.
Neben den protzigen Einkaufsstraßen und den teuren Golfplätzen versteckt sich Reichtum in Tokio ansonsten hinter hohen Mauern oder bröckelnden Betonfassaden, in unscheinbaren Reihenhäuschen und grauen Wolkenkratzern. Doch selbst das unauffällige Leben, in der teuersten Metropole der Welt hat seinen Preis. Wohnen im Eigenheim zählt zum größten Luxus in Tokio. Selfmade-Millionär Shu Ueyama hat sein Eigenheim aus Neu-England, USA komplett importieren lassen - ein himmelblaues Holzhaus mit Parkplatz vor der Tür. Das Eigenheim des PR-Strategen und Hobby-Golfers fällt dermaßen aus der Reihe, dass jeden Tag ein paar Tokioter Fotos davon schießen. Der Erfinder der Sony-Walkmen-Kampagne und Berater von Maggie Thatcher und Richard Branson hat lange genug im Ausland gelebt, um sich derlei Extravaganzen leisten zu können.
Ioico Ito dagegen, Software-Millionär, Patenkind von Timothy Leary und Spross von japanischem Hochadel, verdankt den Nonkonformismus, mit dem er sein Internet-Imperium rund um Infoseek Japan aufgebaut hat, dem gesellschaftlichen Status seiner Samurai-Vorfahren. „Bei meinem Hintergrund", lächelt das inzwischen 30-jährige Computer-Wunderkind, „geht jeder davon aus, dass ich Japan und der japanischen Gesellschaft niemals schaden würde, selbst wenn ich mich ungewöhnlich benehme". Seinem Gegenspieler Masayoshi Son, derzeit reichster Mann Japans, geht es genau umgekehrt: Son gehört fast ein Zehntel des Internets - aber als Sohn koreanischer Einwanderer bleibt er immer ein beargwöhnter Emporkömmling.
Mondän! gibt deutschen Fernsehzuschauern einen Einblick in ein Leben mit Grenzen, in eine Welt, in der Manager noch das Gesicht verlieren, wenn sie Verluste machen, in der Luxus im Detail liegt, in Oasen der Ruhe und der Strenge des Designs. In einer Welt, in der Akira Mori, Sohn der Modezarin Hanae Mori und Ehemann eines amerikanischen Ex-Models, einen Sumo-Stall sponsert, in Grundschulturnhallen zum konspirativen Schwertkampftraining geht und grünen Nagellack für seine Tochter kauft. Wo Izumi Ogino, Fashion-Globtrotterin mit Wohnsitzen in Tokio, Hongkong und Mailand, historische Kimonos sammelt, von denen etliche soviel kosten wie ein japanischer Kleinwagen, und am Wochenende im Mercedes-Cabrio zum Relaxen ins Riokan rauscht, der sehr japanischen Version des Romantikhotels. Norito Ohga dagegen, Vorstands-Boss von Sony, erholt sich von den Mühen in den Chefetagen eines Weltkonzerns beim Sinfonischen Konzert in der Betriebskantine. Der Konzernchef dirigiert auch noch selbst, mal ein Wiener Sinfonieorchester, mal das eigene Firmenorchester. Fluchten aus einer Welt der strengen Regeln und des Zwangs zum Erfolg: In eine künstliche Ski-Arena vor den Toren Tokios, auf eine Million-Dollar-Hochzeit des Thunfischkönigs vom Fischmarkt, mit Premierminister-Tochter Makiko Tanaka zum Shoppen im Supermarkt, mit Managern zum Karaoke. Ein Film über Sumo und Suchmaschinen im Internet, rohen Fisch und Samurais, über eine Gesellschaft zwischen Yen und Zen.