Indien
Das Kulturland Indien zählt zu den ältesten der Welt. Die jahrtausendealte Geschichte spiegelt sich in einer Fülle imposanter Bauten wider. Der Vielvölkerstaat ist übersäht mit Denkmälern, grandiosen Tempeln und Moscheen, prächtigen Maharaja-Palästen und einsamen Höhlenklöstern. Im Schmelztiegel der Religionen haben Hinduismus, Buddhismus und Jainismus ihre Bedeutung beibehalten. Als eine der größten Industrienationen der Welt hat Indien die Tore ins neue Jahrtausend weit geöffnet. Die abwechslungsreiche Landschaft, die vielfältige Vegetation und die vielschichtigen Traditionen des alltäglichen Lebens hinterlassen einen bunten Bilderreigen unvergeßlicher Reiseimpressionen.
Mit einer Erstreckung von rund 3200 km von Norden nach Süden und 2900 km von Westen nach Osten hat Indien subkontinentale Ausmaße. An der gegensätzlichen Landesnatur sind 3 große Naturräume beteiligt: Der Himalaya, das Ganges- und Brahmaputra-Tiefland (einschließlich dem randlichen Indus-Tiefland) und das Dekanhochland. Nur kleine Landesteile im Nordwesten und Nordosten (Kaschmir, Assam) entfallen auf den Himalaya, dagegen über ein Drittel der Landesfläche auf die nordindische Schwemmlandebene, schließlich rund die Hälfte des Landes auf das Dekanhochland. Das von den Westghats (Anai Mudi 2695 m) und den flacheren Ostghats (Devodi Munda 1680 m) gesäumte Dekanhochland fällt insgesamt nach Osten ab, wird von mehreren Strömen (u. a. Mahanadi, Godavari) stark zerschnitten und von Mittelgebirgen (Satpuragebirge, Vindhyakette, Bergland von Chota Nagpur) stärker reliefiert. In Indien treten relativ oft schwere Erdbeben auf, so zuletzt 2001 in Gujarat (rund 25 000 Tote).
Das tropische, im Norden subtropische Klima wird vom Monsun bestimmt, der mit Winden aus Südwesten von Mai/Juni bis September die Hauptniederschläge bringt. Besonders reiche Niederschläge fallen an den Hängen der Westghats und des Himalaya sowie in Assam und in Bengalen. Außerordentlich trocken ist der Nordwesten Indiens (Rajasthan, Wüste Thar). Die von Jahr zu Jahr stark schwankenden Niederschläge führen immer wieder zu Dürre- oder Flutkatastrophen; am Golf von Bengalen treten häufig tropische Wirbelstürme auf.
Die Bevölkerung hat sich seit Erlangung der Unabhängigkeit (1947) fast verdreifacht (im Mai 2000 wurde die Milliardengrenze überschritten), vor allem bedingt durch eine hohe Geburtenrate bei abnehmender Sterberate. Die zu 80,3% hinduistische, zu 11% islamische und zu 2,4% christliche Bevölkerung ist nach Abstammung und Sprache sehr gemischt. Es herrschen indoeuropäische Sprachen vor (u. a. die Amtssprachen Hindi und Englisch; Bengali, Pandschabi, Rajasthani, Urdu, als Gelehrtensprache Sanskrit), daneben Dravidasprachen (u. a. Tamil, Telugu). 45% aller Inder über 15 Jahre sind Analphabeten. Etwa drei Viertel der Bevölkerung leben auf dem Lande, besonders dicht in Kerala, Tamil Nadu und im Gangesdelta. Die Städte nehmen an Zahl und Größe rasch zu; größte Stadt Indiens ist Mumbai (Bombay) mit fast 10 Mio. Einwohnern. Etwa 13 Mio Inder leben im Ausland.
Indien ist ein Agrarland. Über die Hälfte der Landesfläche wird bebaut, teilweise mit Hilfe von künstlicher Bewässerung. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Reis, Hirse, Weizen, Zuckerrohr, Sesam, Erdnüsse und Bananen. Exportkulturen sind Baumwolle und Jute, ferner Tee, Kaffee, Kokosprodukte und Pfeffer. Trotz einer Zahl von rund 209 Mio. Rindern hat die Viehzucht kaum wirtschaftliche Bedeutung, denn aus religiösen Gründen bleibt das Fleisch ungenutzt. Häute und Felle sind dagegen wichtige Exportartikel. Die Förderung der reichen Bodenschätze (besonders Eisen, Kohle, Erdöl, Bauxit, Mangan, Chrom, Antimon) nimmt rasch zu. Neben die traditionellen Industriezweige wie die Verarbeitung von Jute, Baumwolle, Leder und Zuckerrohr sind die Eisen- und Stahlindustrie getreten, weiterhin die Maschinenindustrie (insbesondere Textil- und Werkzeugmaschinen), Metall verarbeitende, Elektro-, Papier- und chemische Industrie (vor allem Erzeugung von Düngemitteln). Bangalore hat sich zu einem international bedeutenden Zentrum der Informationstechnologie entwickelt. Zahlreiche Wasser- und Wärmekraftwerke sowie 14 Kernkraftwerke (2 weitere sind im Bau) sichern die Energieversorgung.